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DE

Der Lauf der Nacht am
helllichten Tag - Gedichte

«Ihre Gedichte beeindrucken mich nachhaltig.»
Paul Nizon

Der Lauf der Nacht am helllichten Tag
© Cover: M. Campeau ›La chambre noire 2005–2010‹

«Beim Anblick / der Sterne das Gefühl / in hell
erleuchtete Löcher / zu starren.»

Der Vierzeiler aus diesem zweiten Gedichtband von Roland Merk gibt den Grundton für eine lyrische Odyssee durch dunkle Zeit: Wie ist es heute, als Mensch in einem atemlosen Dasein ohne Boden zu leben? In präzisen Beobachtungen ist hier von Alltäglichem die Rede, von Kindheitserinnerungen, von lichtvollen Landschaften – aber auch von Verstörendem: von Menschen am Rand der Gesellschaft, von Liebe und Schmerz, Wut und Hoffnung, von der Entzauberung dieser Welt und dem Fehlen von Glück.

In Roland Merks Gedichten verweben sich Biografisches und Zeitgeschichtliches zu einer facettenreichen Textur mit berückenden Bildern. Im Persönlichsten die Signatur der Gesellschaft zu erkennen, im Licht unserer gelebten Tage die Nacht unserer Gegenwart nachzuzeichnen, das ist das Vorhaben dieses Buches, das mit einem Essay zur zeitgenössischen Lyrik abschliesst.

Zu ›Wind ohne Namen‹, Roland Merks erstem Gedichtband, schrieb Götz Grossklaus in ›Entwürfe‹: »Ein gedankenreicher, polyphoner Text: ironisch-spöttisch, elegisch-melancholisch, pathetisch-kritisch, der das Genre des Zeitgedichts im Gegensatz zum Mainstream der Ich-Befindlichkeits-Lyrik neu belebt.«
Aus der Vorschau der Verlags

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Der Lauf der Nacht am helllichten Tag
Verlag edition 8, Zürich, 176 Seiten, broschiert, gebunden Fr. 28.– / Euro 20.–
ISBN 978-3-85990-167-4

Ebook: epub: ISBN 978-3-85990-281-7 | mobi: ISBN 978-3-85990-282-4
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Rezension

Rezensionen zu «Der Lauf der Nacht am helllichten Tag»

«Lichtmetaphern durchweben diesen Band ebenso schwebend und leicht wie die Erinnerungen an die Kindheit, an Landschaften und Menschen am Rande des europäischen Traums, wie das Melancolia- und das Carpe-diem-Motiv und Zitate aus dem Resonanzraum der Geistesgeschichte. Hölderlin, Nietzsche, Freud, Heidegger und Sloterdijk und andere sind auf unaufdringliche Weise präsent ... Roland Merks Gedichte gehören zu den wichtigen Büchern in diesem Jahr.»

Thomas Brunnschweiler, Aargauer Zeitung, BZ Basel, 7.6.2016
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«Ein Unbehagen an der allzu fraglos akzeptierten Wohlstandswachstumsgesellschaft, revolutionäre Zuckungen durchziehen die Lyrik Roland Merks, der freilich auch um die Tonlage "des kultivierten unbehagens" weiß...Lyrik sei "Versprechen des Glücks, doch heute nur noch durch die Negativität hindurch." Und: "Sie ist die Sprache, die das Grau in Grau dieser Gegenwart nicht in Farbe übersetzen will." Grau aber sind diese Gedichte deshalb nicht." Rolf Birkholz, in. Am Erker, Zeitschrift für Literatur, Dezember 2016, Artikel lesen ...
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"Die Gedichte sind klangvoll, tiefgründig und feinfühlig. Sie zeugen von Beobachtungsgabe und einem feinen Sinn für das Spiel mit Wörtern. Die Gratwanderung am Geist der Zeit zeigt sich in der intelligenten Aneinanderreihung der einzelnen Bestandteile eines jeden Zyklus.»
L. Winkelmann, Leipzig lauscht, 21.3.2016
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«Merks Lyrik sickert durch den mentalen Permafrost – um diesen von innen her aufzulösen»
Urs Heinz Aerni, Berglink Berlin, 12.4. 2016

Leseprobe
aus zyklus: on air

gelassen
betrachten wir den lauf der dinge
wie von der zeit überholte photographen
das fixierbad, es wird schon
werden

wir fahren
mit grosser geschwindigkeit
durch ratlose landschaften,
auf einer erhabenen geraden in die nacht,
der weg ist unser ziel

nichts reicht
uns das wasser,
wir sind uns gut
genug

grosszügig, wie wir sind,
beantworten wir jede frage
mit „ja“ und „nein“
auf dem tabledancetisch
der verhältnisse

nüchtern heben wir
die einweggläser
zum nächtlichen himmel,
der wie magnesium
brennt

aus zyklus: kindheit wald

kindheit wald, kraus behaart
und triefend vor milch,
mit blumen, vielen

kindheit wald, traumwandlerisch geht
die allee der tage aus dem dunklen holz
gehauen auf den blauen horizont zu,
und die schritte, behende, sind
wie auf luftpolstern

kindheit wald,
mit vollen lippen geht die sehnsucht ihren weg,
im schatten der holunder steigen
mutig die ballone

aus zyklus: porträts schlechter zeiten

pierre, taxifahrer,
hard rock café, lille

„pierre, beklag dich nicht schon wieder
über die zeit, alles geht vorüber“,
sagt die alte barkeeperin müde
auf ihren schwarzen highheels.
„was aber ist mit der verlorenen zeit?
immerhin lebe ich jetzt!“,
antwortet der junge mann,
motörhead-fan mit totenkopf
auf der tätowierten brust,
etwas errötend, als er
auf dem jetzt insistiert.
„auch das geht vorüber,
hier, trink noch ein glas.“

aus zyklus: nocturnes

sommers, wenn die flüsse
zum bad einladen, erscheinen
die dinge klarer

sommers, wenn der horizont
sich zu lichten beginnt, nimmt
das versprechen zu

das flimmern und rauschen
des pappelblatts, wer übersetzt
es in die sprache
dieser tage?

das sirren des grases
im wind, wer versteht
dessen weisungen
zu deuten?

aus zyklus: harmattan

mein allersüssestes, wildes
und so weiter und so fernes pantherherz,
manchmal höre ich deine stimme,
wenn der wind frühmorgens an meine fenster weht
und die vögel schon in der sonne singen,
dann suchen meine augen nach dir
und wünschen sich
deine erdbeerlippen
ganz nah

Wind ohne Namen

«Situationen, flüchtige Augenblicke beschreiben,
das kann der Lyriker Roland Merk»
Bernd Giehl, Glarean Magazin

Sprachliche Virtuosität, eindringliche Bilder

«Mit scheinbar leicht hingeworfenen, aber äusserst präzisen Skizzen, mit rhetorischem Schwung und ironischen Untertönen lockt uns Roland Merk in die Tiefe und lässt uns teilhaben an seiner Erforschung der Welt. Das Gefährt für diesen Tauchgang ist für ihn die Lyrik mit ihrem Reichtum an Formen und Assoziationen, in denen Bilder und Erfahrungen, Gedachtes und Gefühltes in aller Freiheit nebeneinander zu stehen kommen, um so die Welt unter die Lupe nehmen zu können. Dabei entsteht eine Aufnahme des heutigen Menschen, der orientierungslos in seiner Gegenwart steht und ratlos in die Zukunft blickt. In vier Zyklen lotet der Autor den Zustand der Welt aus: Die Meeresstimmungen von ›Skizzen einer Landschaft - Espace de Normandie‹ vermitteln als metaphorisches Tableau eine Ahnung vom Schiffbruch unserer Gesellschaft. ›Spurensuche‹ erkundet die Welt als einen offenen Text und tastet Phänomene wie Träume, Städte und Filme, aber auch das Überleben im Alltag ab. ›Wind ohne Namen‹, der dem Band seinen Titel gegeben hat, ist eine Zeichnung unseres betriebsamen Daseins und gleichzeitig Chiffre der Leere unserer Zeit. Und schliesslich stellt ›Gesang von der Nacht‹, der Brechts ›An die Nachgeborenen‹ und Hölderlins ›Hyperion‹ zum Ausgangspunkt nimmt, Fragen nach der Zukunft des Menschen.Mit einer gekonnten Mischung von Poesie und Philosophie, Ernst und Leichtigkeit lässt Roland Merk existenzielle Fragestellungen durchscheinen, schlägt er - bei höchster Aktualität der Themen - Brücken von der Antike über die Romantik bis zur Moderne und Postmoderne und entwirft Zukunftsszenarien in Science-Fiction-Manier: ein Gedichtband, der sich, bestechend durch sprachliche Virtuosität, eindringliche Bilder und hintergründigen Witz, mit den grossen Themen der Menschheit auseinandersetzt.» Über den Inhalt, aus der Vorschau des Verlages

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Roland Merk: Wind ohne Namen
Verlag edition 8, Zürich
Gedichte 144 Seiten, gebunden Fr. 24.–, Euro 15.80
ISBN 978-3-85990-155-1
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Rezension

Entwürfe, Zeitschrift für Literatur
"Weit mehr als der Geschichten erzählende Prosaist ist es im heutigen Weltzustand der Lyriker, der sich „von Detail zu Detail“ auf „Spurensuche“ begibt, um die Zeichen-Schrift der Wirklichkeit  zu übersetzen in die Schriftzeichen der Poesie. Weit mehr als das romanhafte Erzählen  scheint  das offene lyrische Sprechen - die assoziative Vernetzung des Nächsten und des Fernsten, die Rhetorik des Films, Wahrnehmung und Reflektion , das Nebeneinander des Differenten – der Erfassung  der aktuellen  geschichtlichen Situation angemessen zu sein.
Die Gedichte Roland Merks, erschienen in der Zürcher „edition 8“, entsprechen ganz diesem Anspruch. Die Sammlung gliedert sich in vier Felder der lyrischen Recherche: (1) Skizzen einer Landschaft – Espace Normandie, (2) Spurensuche, (3) Wind ohne Namen, (4) Gesang von der Nacht. Um der verlorenen Zeichenschrift der Natur auf die Spur zu kommen, wählt der Beobachter  Standpunkte an den Rändern  der Zeit und des Raums. Doch die Spuren  verlieren sich (XII), nur noch Spuren im Sand (II); die Zeichen über den Klippen sind undeutlich, überdeutlich dagegen  die Spuren der gegenwärtigen Zivilisation: das Wrack eines Tankers (VIII), ein  Bunker aus dem letzten Weltkrieg (XIX).“Chiffre für ein Anderes“ kann die Natur schon lange nicht mehr sein. Als Gegenwelten kommen  Innenräume in Frage: Refugien, Eremitagen : die Zelle des Schreibers, der Höhlen-Bau eines neuen Robinson. In der Einsamkeit  seines Exil erfassen  den Autor  jene Zweifel, die den Auftrag des poetischen Sprechers und  Schreibers in Frage stellen: er möchte nicht in Sätzen wiederholen, was er schon hört und sieht, was die Welt ist; er will jetzt sinnlose Sätze sagen, die für sich stehen. Der Leser ist gehalten, darauf zu achten, wo die Spurensuche „außen“ an ihre Grenze gerät. Die Spurensuche  im Dickicht der Städte entziffert  die Lebens- und Untergangs-Zeichen  dieser Welt.Die Schlüsselworte: Guernica, Auschwitz, Hiroshima, Nagasaki, Dresden, Algier, Vietnam, Srebenica, Rwanda, Palästina, Bagdad… antworten auf die  Menschheitsfragen: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Der Blick nach draußen kann sich erschöpfen: „Du entzifferst...dieselbe Sprache , dasselbe Alphabeth. Du siehst  von Deinem Fenster aus einen einzigen Text... wir sind, wir werden sein...“ So richten die letzten Gedichte (Wind ohne Namen) den Blick endgültig  nach innen. Der neue Robinson  vergräbt sich „turmhoch-tief,erdentief“, grabend stößt er auf Tiefenschichten der Geschichte. „Der Gesang von der Nacht“ bildet den beeindruckenden Abschluß und formuliert ein Fazit: den Abgesang auf die prometheische Ermächtigung  des Menschen.  Zu Zeugen werden Hölderlin und Brecht aufgerufen.
Der Gedichtband  im Ganzen: ein gedankenreicher, polyphoner Text: ironisch-spöttisch, elegisch-melancholisch, pathetisch-kritisch, der das Genre des Zeitgedichts – im Gegensatz zum mainstream der Ich-Befindlichkeits-Lyrik – neu belebt."
Götz Großklaus, Germanist, in: Entwürfe, Zeitschrift für Literatur, 67/2011.

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"Ich bin ihm schon begegnet, dem Melancholiker R. M., der seine Melancholie so gut hinter den Beschreibungen einer normannischen Landschaft verbergen kann. Der sie nur zwischen den Zeilen hervorblicken oder sie – wie in «Skizzen einer Landschaft II» - im letzten Wort aufleuchten lässt. Ich bin ihm schon begegnet – nicht an einem realen Ort – sondern in der Landschaft der Gedanken … Situationen, flüchtige Augenblicke beschreiben, das kann der Lyriker Roland Merk."

Bernd Giehl, Glarean Magazin

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"Roland Merks "Wind ohne Namen" versammelt sowohl knappe einstrophige Momentaufnahmen, die mit Heraklit und Platon im Gepäck den Sinn unserer Existenz erforschen, wie auch seitenlange, schweifende Prosagedichte ... Dabei wird das lyrische Ich in einem der Texte auf faszinierende Weise selbst vom Zweifel an ebendieser berichtenden Sprache gepackt: "Ich werde / jetzt nur noch sinnlose / Sätze sagen. Ich werde / nicht mehr wiederholen, / was ich schon sehe, höre, rieche / was die Welt ist."

Alexandra Stäheli, Neue Zürcher Zeitung, 26.8.2010

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Buchtipp zu "Wind ohne Namen" auf Radio 32, Solothurn, Sendung vom 18.12.2010.

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"Unverwüstliche Darstellung der Welt", im Gespräch mit dem Literaturkritiker Urs Heinz Aerni,
in: P.S., 23.12.2010.

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"Nährboden für Geschichtenerzähler", Andrea Fopp, Basler Zeitung, 10. 3. 2011.

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"Wenn Schreibende selber Bücher kaufen", Roland Merk im Gespräch mit "Buchhändler", Heft 1-2, Februar 2011

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"Er schreibt Lyrik, kann sich aber in Rage reden, wenn von unserer Gesellschaft mit ihrem Getöse die Rede ist. Roland Merk rührt im Bahnhofsbuffet Basel in seinem Kaffee. Neben der Tasse liegt sein Buch «Wind ohne Namen». In lyrischer Sprache reflektiert Merk, der in Zürich, Berlin und Bern Philosophie, Germanistik und Soziologie studierte und heute in Basel und Paris lebt, Beobachtungen und Gedanken.

Wie als Theaterautor (für sein Dok-Theater «Replay Palestine» erhielt er eine Einladung an die Volksbühne Berlin) umkreist er nun lyrisch gesellschaftliche Themen. «Wo es Literatur heute mit dieser Welt aufnehmen will, so bescheiden ihre Strategien auch sind, so stösst sie, will sie nicht blind sein, immer wieder auf Verhältnisse, die Kritik an der Gesellschaft miteinschliessen.» Auf die Frage, warum er sich für die Lyrik entschieden habe, antwortet er: «Für dieses Buch hatte ich zunächst nur ein vages Gefühl. Mir schwebte vor, so etwas wie ein literarisches Bild dieser so ratlosen und gleichzeitig von Katastrophe zu Katastrophe eilenden Epoche zu zeichnen. Dafür eignet sich nur die Lyrik!»

Nach der Lektüre schwankt der Leser zwischen Streitlust und Resignation. Absicht? «Nein, es wäre fatal, das zur Absicht machen zu wollen. Umgekehrt kann man aber auch nicht so daherkommen und den Leuten sagen, wir haben zwar verdammt viele Probleme auf dieser Erde, aber das packen wir schon.»

Die Tasse ist leer, und Merk ist in seine Überlegungen vertieft: «Wir alle wissen, dass wir gewissermassen mit 160 Kilometern pro Stunde auf eine Wand zufahren, deren Beschaffenheit und Härte uns die Wissenschaft beschrieben hat. Trotzdem tun wir so, als ob nichts geschehen wäre.» Im Lauf des Gesprächs und der Lektüre mausert sich «Wind ohne Namen» zu einem «Sturm ohne Namen». Merk würde seine Lyrik als «Einspruch» bezeichnen."

Urs Heinz Aerni, "Lyrik als Einspruch", Besprechung in: Wochenzeitung WOZ, Nr. 17, 28. April 2011.

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"Leichtere, dabei nicht unnahrhafte Kost liefert der Schreiber mit assoziationsreichen Beobachtungen in "Vie végétative" oder "Ithaka Beach: Nachrichten vom Sonnenstaat". Und auch ohne sich an der "Zirkulatur des Quadrats" abzumühen, gelingen - fern jenes mit der Zeit Gefälligen eines fortgesetzten Klagesounds - gut gewichtete Sachen wie diese "Materialkunde": "Ein Sprung/ nur ist der Lidschlag/ der Nacht und der Tag/ sein wachsames Auge/ traumlos kündet/ der Schlaf das Blei/ des Tages/ an".

Rolf Brinkholz: Rezension zu "Wind ohne Namen", Zeitschrift für Lyrik, Am Erker 61, Leipzig, Juni 2011.

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Interview mit der Berliner Zeitschrift Berg.Link: "Gedichte, wie Sand im Getriebe", Seiten 34-38. September 2011.

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Leseprobe
Auftakt

Eintauchen ins Dasein unter Wasser,
zuhören den traurigen Details des Neunauges,
den Prophezeiungen des Heilbutts,
den Einsichten des Plattfischs,
den Sophismen einer beredten Seezunge,
den Hochstapeleien des Schellfischs,
den Sprödheiten einer Sprotte,
den Sorgen einer Qualle,
der Geschäftslogik des Taschenkrebses,
den geschliffenen Sentenzen des Tintenfischs,
den Syllogismen einer Krabbe,
dem Aberwitz der Seepferde,
dem trefflichen Ratschlag der Kraken,
dem Orakelspruch des schwarzen Tangs,
dem schmetternden Tremolo des Trommelfischs,
atemlos, bis zum letzten Sauerstoff:
auftauchen, schlagend sagen,
wie es steht.

Tabula rasa

So viele Ansichten
wie ein buntes Karussell
trauriger Einsichten an diesem einen Tag,
so viel totes Laub bis zum Rand der Tränen,
unaufhörlich rauschen
die Bilder auf der Leinwand
des Tages an mir vorbei
wie ein Film ohne Ende
vor übernächtigtem Publikum –
gebannt vor Schreck,
wartend auf die Pausenglocke,
die niemand mehr
bedient.

In ein anderes Land

Die wiederholten Schritte
und Wege durchs Dickicht der Worte,
diesem Markt der Märkte,
vorbei an den Kramläden des täglichen Geschäfts,
den kindisch grinsenden Händlern
bunter Druckfrische,
unterwegs in ein anderes Land,
das sich abzeichnet wie eine Schrift
hinter der Schrift,
dem Horizont,
diesem Fluchtpunkt entgegen,
der sich täglich
mit dem Tod des Worts
verschiebt.
Was lebt,
will leben,
wie die anderen
auch.

Arabesken der Revolution

«Diese Stimmen zur Kenntnis zu nehmen, sollte Pflicht sein.»
Beat Stauffer, NZZ

Der Lauf der Nacht am helllichten Tag

Tage des Zorns

Januar 2011: Das tunesische Volk steht auf, das ägyptische schliesst sich an. Wutentbrannt schmettern sie ihr „Dégage! – Hau ab!“ ins Gesicht ihrer Tyrannen und kündigen die „Tage des Zorns“ an. Kurze Zeit darauf das Aus, das „Game Over“ der Regierungschefs Zinedine Ben Ali und Hosni Mubarak. Die Angst vor Unterdrückung und staatlicher Gewalt ist in Tunesien und Ägypten gebrochen. Wie ein Fanal geht die Stimme des berühmten tunesischen Dichters Abulqasim Ash-Shabbi aus der Kolonial­zeit durch die zornigen arabischen Gesellschaften der Gegenwart: „Wenn sich das Volk eines Tages um die Wahrheit versammelt, dann zerbricht es den Lauf der Geschichte und bestimmt sein Geschick. Wehe dir, Tyrann und Unterdrücker, fürchte den Morgen!“ Die Tunesier und Ägypter sind auf­gestanden. Andere Länder schliessen sich an, die arabischen Gesellschaften sind in Bewegung und kämpfen um Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie.

Der Herausgeber und Autor Roland Merk lädt Schriftsteller, Intellektuelle, Journalisten und Filmemacher aus Tunesien und Ägypten ein, ihre Heimat im Umbruch in Augenschein zu nehmen. Die bekannte und in zahlreichen Sprachen übersetzte ägyptische Schriftstellerin und Intellektuelle Salwa Bakr und die Erzählerin und Bloggerin Howaida Saleh, die beide als einflussreiche Stimmen die Tage auf dem Tahrir-Platz verbrachten, berichten in literarischen Beiträgen von den Auswirkungen der Revolution und von  den Hoffnungen der Bevölkerung.

In Reportagen, Tagebuchaufzeichnungen und Erzählungen werfen die tunesischen Schriftsteller und Filmemacher Ali Toumi Abassi, Amel Mokhtar und Lassaad Dkhili, die die Tage der tunesischen Revolution hautnah miterlebten, einen Blick auf die junge Demokratie und auf deren gegenwärtige Probleme. Schliesslich gehen der palästinensische Schriftsteller Hasan Hamid,  der algerische Journalist Hakim Soltani und der bekannte „Neue israelische Historiker“ Ilan Pappe der Frage nach, wie diese epochalen Ereignisse ihre Länder beeinflussen.

Das Buch schliesst mit einem Beitrag Kathrin Lötschers zur Mediatisierung der arabischen Revolutionen und mit einem Essay des Herausgebers Roland Merk über die Doppelmoral des Westens und den Einfluss der arabischen Revolutionen auf Europa ab.

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Arabesken der Revolution
Verlag edition 8, Zürich
265 Seiten, broschiert, gebunden Fr. 28.–, Euro 20.00
ISBN 978-3-85990-167-4
Bestellen bei Amazon

Rezensionen zu «Arabesken der Revolution»

"Packend sind schliesslich die sehr persönlichen Erfahrungsberichte im Buch «Arabesken der Revolution», welche grösstenteils von arabischen Autorinnen und Autoren verfasst wurden. Als direkt Betroffene setzen sie immer wieder andere Akzente als westliche Autoren und Experten. Diese Stimmen zur Kenntnis zu nehmen, sollte Pflicht sein für alle, die sich für den arabischen Aufbruch interessieren."

Beat Stauffer, Beilage "Bücher am Sonntag", NZZ am Sonntag, Nr. 8, 25.9. 2011, S. 15.

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"Aus Nahost berichtet ein Band, der der Basler Autor Roland Merk in Kooperation mit Freunden aus Nordafrika realisierte. Schreibende aus Tunesien, Ägypten, Algerien, Israel und Palästina verfassten bewegende literarische Beiträge über den Aufbruch in ihren Ländern. Zwei Texte befassen sich zudem mit Europa und der grassierenden Islamophobie."

Dagmar Brunner, Programmzeitung Dezember 2011

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Ein neuer Blick auf die arabische Welt? 

Zu Gast bei Radio Drs 2, Reflexe vom Mittwoch, 25.1.2012, 10.03 Uhr

Alle Welt scheint sich einig zu sein: die Revolutionen und Unruhen in den arabischen Staaten verändern die Welt. Wenn das stimmt, müssten wir uns im Westen und unsere Politik in der Welt neu verorten. Geschieht das wirklich?

Roland Merk, Schriftsteller und Herausgeber einer Anthologie über den arabischen Frühling, und die Islamwissenschaftlerin Rifa'at Lenzin betrachten die Rezeption der arabischen Entwicklungen bei uns.

Verändert sich unser Bild vom Islam? Ändert sich unser Umgang mit Musliminnen und Muslimen? Brauchen wir eine andere europäisch-arabische Politik?

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"Wie fasst man ein epochales Er eignis in Worte? Die Antwort ist naheliegend: Man schreibt ein Buch. Doch das ist gar nicht so einfach, verläuft der Arabische Frühling doch in jedem Land anders. Die Eindrücke aus Tunesien, wo die Revolution begann, sind andere als in Ägypten, wo der Tahrir-Platz zum Symbol für den Freiheitswillen eines Volkes wurde. Schriftsteller und Künstler dieser Länder haben seit jeher Wege gefunden, ihre Sicht der Dinge zu schildern. Oft wurden sie deshalb – wie viele andere kritische Stimmen – von den autokratischen Regimes verfolgt. Im Sammelband „Arabesken der Revolution“ erzählen sie, wie sie die historische Zäsur in ihren Heimatländern erlebt haben. Wie ein Puzzle setzt sich so ein Bild des Arabischen Frühlings zusammen, das noch lange nicht vollständig ist."

Simone Schelk: "Ewiger Frühling in der Literatur", Südkurier, 28.1.2012, pdf

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"Heimo Scheurer vom Theater Konstanz liest aus "Arabesken der Revolution", einem Dokument des Dialogs, das sich von den monologischen Diskursen über den arabischen Raum verabscheidet und in ein Gespräch mit anderen tritt."

Qlt.de

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"Der Herausgeber und Autor Roland Merk lädt Schriftsteller, Intellektuelle, Journalisten und Filmemacher aus Tunesien und Ägypten ein, ihre Heimat in Umbruch in Augenschein zu nehmen. Eine Auswahl literarischer und essayistischer Texte dokumentiert, wie diese Menschen den "arabischen Frühling" erlebt haben. Es sind Momenaufnahmen einer Atmosphäre der Hoffnung auf Freiheit, doch auch Analysen zur Bedeutung des "arabischen Frühlings" im Nahost-Konflikt."

Yves Kugelmann: tachless. Das jüdische Wochenmagazin, 13.1.2012

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„Der Herausgeber ist der Basler Autor Roland Merk, der mehrfach die arabischen Länder besuchte und einige Leute auch von seinem Studium in Paris kennt. Ihm sei immer ein Dialog, kein Monolog vorgeschwebt, sagt Merk, eine neue Art west-östlicher Diwan. Nicht tue seit den Anschlägen in New York so not wie ein Dialog. Das Buch ist ein Fenster auf die Zeit, Literatur und nachzuempfinden, wie es bebte.“

Max Dohner & Christoph Bopp in: „Errungenschaften geben wir nicht auf“ Aargauer Zeitung, 3. 2.2912

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"Die „zornigen Tage“ in Tunis und Kairo gehen weiter. Ein Buch hat ein Jahr lang Erfahrungsberichte gsammelt. Im Gespräch mit direkt Betroffenen lässt sich die neue arabische Freiheit spüren und die Furcht vor dem Islam mindern.“

 

Dieter Langhart: „Der arabische Lebensatem kehrt zurück“, Thurgauer Zeitung & St. Galler Tagblatt, 1.2.2012, pdf

"Arabesken der Revolution. Zornige Tage in Tunis, Kairo ...» So lautet der Titel eines Buchs, das der 45­jährige Schweizer Schriftsteller Roland Merk Ende 2011 in der Edition 8 herausgegeben hat. Merk, der den Beginn der Revolution in Tunesien selbst miterlebte und sich seit Jahren mit der ara­ bischen Welt auseinandersetzt, hat einen packenden Sammelband vorgelegt, in dem ägyptische, tunesische, palästinensische und algerische Schriftstellerinnen, Filmemacher, Journalistinnen, Dichter und Wissenschaft­ lerinnen ihre Erlebnisse und Gedanken über den Arabischen Frühling in Reportagen, Tagebuchaufzeichnungen, Essays, Erzählungen und Gedichten darlegen."

Ywes Wegelin: Warten auf den letzten Akt der Revolution", Wochenzeitung WOZ, 9. Februar 2012. pdf

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«Arabesken der Revolution» heisst die jüngst erschienene Anthologie mit Texten arabischer Autorinnen und Autoren. Ein Text in diesem Band stammt von der ägyptischen Schriftstellerin Salwa Bakr. «Die ägyptische Seele stirbt nie» heisst ihr euphorisch-begeisterter Text über die ägyptische Revolution."

Raphael Zehnder, RadioDRS2aktuell vom Dienstag, 7.2.2012, 12.03 Uhr

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Auszug aus dem Buch "Arabesken der Revolution - Zornige Tage in Tunis, Kairo ...", Vorabdruck in Basler Zeitung,

"Die Faszination der Revolution. Wie sehen Tunesier den arabischen Frühling?"

Basler Zeitung 4. Oktober 2011.

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"Euer Buch finde ich absolut grossartig, die Beiträge aus Tunesien und Ägypten und Algerien lebendig, sehr persönlich und doch sehr genau gewusst und gesehen, die neue Freiheit bis in die Sprache hinein zu spüren. Die Beiträge von euch haben mir – und nötig war's – die Kappe gewaschen und mich wünschen lassen, die nächsten Jahre geben euch auch da Recht, wo ich europäisch-schweizerisch und durch Informationsverdrossenheit zu nachlässig geworden, halt ein Stück weit auch einer dieser Bedenkenträgerischen bin."

Roger Monnerat, Schriftsteller und Journalist, Gründungsmitglied der Wochenzeitung WOZ

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Aufzeichnung der Lesung "Arabesken der Revolution" mit Salwa Bakr, Lassaad Dkhili und Roland Merk im Vorstadtheater Basel, 1. 2. 2012, Telebasel

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„Auf die arabische Revolution muss noch eine Nach-Revolution folgen.“ Gäste aus Algerien, Ägypten und Tunesien gaben in Basel Einblicke und Auskunft über die Ereignisse in ihren Ländern.

Besprechung Aurel Schmidt, Online Reports. pdf

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Interview mit der arabischen Redaktion von Swissinfo zu "Arabesken der Revolution" und über den arabischen Frühling, Februar 2012.   pdf

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"Die "Arabesken der Revolution lassen den Leser, die Leserin den "Arabischen Frühling" mit seinem besonderen Gefühlsgemisch aus Zorn, Empörung, Euphorie, Zivilcourage und Bürger- und Gemeinschaftssinn aus einer Nahperspektive miterleben .... Die Menschen protestieren, Proteste entladen sich in Gewalt. Da tut es gut, die berührenden Beiträge der ZeitzeugInnen der Revolution vor zwei Jahren zu lesen, die den Politikern für einmal das Heft aus der Hand genommen hatten. Es stärkt die Hoffnung, dass sie nicht aufgeben werden, für ihre Visionen zu kämpfen." Nina Sadheva, Fair Unterwegs, 11. Februar 2013.

Leseprobe
Arabeske 1

"So also, über das Internet, über Facebook, Twitter und andere Kanäle lief die Maschine an, die das Regime stürzte. Die Strassenwalze machte sich auf den Weg, begleitet von einer Flut von Bildern, die die Ereignisse in Beziehung zueinander brachte. Mit jedem zusätzlichen Video im Internet vermehrte sich die friedliche Mobilmachung. Mit jedem weiteren Ungeschick der lokalen Machtvertreter vergrösserte sich der Aufstand – Stadt um Stadt. Die schlagkräftigen Einsätze der Polizei zogen immer mehr Gesellschaftskreise auf die Strasse. Schliesslich kam es zu der denkwürdigen Begegnung zwischen dem Präsidenten, dem Herrn über die tunesischen Medien, und Mohamed Bouazizi auf seinem Sterbebett. Bouazizis Körper und Kopf waren vollständig in weisse Gazetücher und Binden eingehüllt. Es war eine Begegnung, die ihn noch strahlender und stärker machte als Ben Ali, der vor laufenden Kameras seine Haut und seine schwindende Macht zu retten versuchte. Es war ein surrealistisches Stelldichein unter vier Augen, das den Sturz des Regimes ankündigte, weil das Bild dieser abstossenden Szene von allen gesehen wurde. Es zeigte einen nicht wieder zu erkennenden, verbrannten Burschen, von dem man nur noch seine Zähne sah, vor einem Mann, der angeblich sein Präsident war: Eine Szene, die den Diktator verspottete. Bouazizi beschloss zu gehen, damit aus seiner Asche ein junges revolutionäres Tunesien emporsteigen kann ..."

Aus: Lassaad Dkhili: Zwei, drei Sachen von der Revolution

Arabeske 3

"Die Ermordung der Seele eines Volkes ist das schlimmste Verbrechen, das ein Diktator an seinem Volk begehen kann. Es ist viel schrecklicher als Armut, Not und chronische Krankheit. Aber genau das hat Mubarak den Ägyptern 30 Jahre lang angetan."

Aus: Salwa Bakr: Die ägyptische Seele stirbt nie

Arabeske 5

»Was du da siehst«, und er zeigt auf die Hofmauern der Kasbah, »sind Graffitis, die Jugendliche, die aus allen Ecken des Landes kamen, auf die Mauern gesprayt haben. Nun werden sie, wie du siehst, teilweise bereits wieder von der Übergangsregierung übermalt. Wir müssen wachsam bleiben!« Ziad übersetzt mir die arabische Graffitis, während ich die englischen und französischen lese:

WE CAN DO IT / NO FEAR / RÉVELUTION / FREEDOM / TUNISIE EGYPTE ALGERIE INSURRECTION / MORT RCD / ENFIN LIBRE / LAICITÉ / JE SALIRAI CES MURS TANT QUE LE GOUVERNEMENT SERA SALE / LES FEMMES RESTERONT LIBRES / LYCÉÉ NABEUL WAS HERE / TUNISIAN PEOPLE = MUSLIM + CHRISTIAN + JEW / GHANNNOUCHI OUT / PAS DE CLONAGE / BOUAZIZI VIE / UNI EST LE PEUPLE ARABE DE L'ATLANTIQUE AU GOLFE / WE WILL NOT GIVE UP TILL VICTORY / STAND UP FOR YOUR RIGHTS / KARAMA – DIGNITÉ POUR TOUS / THANK YOU FACEBOOK

Aus: Roland Merk: Das Territorium der Angst

Arabeske 2

"Diktatoren sind generell psychisch gestörte Personen. Auch Ben Ali ist in erster Linie eine krankhafte, introvertierte, schüchterne und schweigsame Person, die lieber zuhört, als zu sprechen. Seine Labilität veranlasste ihn während der Ausübung seiner Macht, sich eine Maske der Stärke, Aggressivität und Gewalttätigkeit aufzusetzen. Diese Schwäche konnte er jedoch nicht mehr verbergen, als er die falsche Nachricht erhielt, die Menschenmassen würden den Palast in Carthage stürmen."

Aus: Amel Mokhtar: Das Land erhält die Freiheit und das Engagement seinen Sinn zurück

Arabeske 4

"Kaum haben wir uns zuhause an den Tisch gesetzt, unterbricht das ägyptische Fernsehen sein Programm und teilt mit, gleich werde eine Erklärung abgegeben. Wir lassen die Mahlzeit Mahlzeit sein, so als könnte das Geräusch des Kauens die Stimme desjenigen, der die Erklärung abgibt, übertönen. Plötzlich erscheint Omar Suleiman, der Vize-Präsident, auf dem Bildschirm. Traurig sieht er aus, wie er so dasteht, und sein Gesicht verrät deutlich, was er sagen wird. In kurzen und knappen Sätzen sagt er: »Präsident Muhamed Husni Mubarak hat beschlossen, sein Amt als Präsident niederzulegen.« Kaum hat er diesen Satz ausgesprochen, springe ich jauchzend auf … ich schreie … ich weine … ich tanze und renne durch die Wohnung. Mein Mann ist vom Tisch aufgestanden, setzt sich sprachlos auf den Stuhl und stammelt immer wieder einen Satz: »Gott sei Dank … Gott sei Dank!« Ich tanze und renne mit meiner Tochter weiter durch die Wohnung."

Aus: Howaida Saleh: Aus dem Tagebuch einer Frau auf dem Tahrir-Platz

An die Empörten dieser Erde! Vom Protest zum Handeln

«Das Gewissen der westlichen Welt
und
Frankreichs Rebell der Stunde»
FAZ

Der Lauf der Nacht am helllichten Tag

Vom Protest zum Handeln.

Nach »Empört euch!« und »Engagiert euch!« das neue Buch des großen Rebellen Stéphane Hessel: An die Empörten dieser Erde! Vom Protest zum Handeln. Im Gespräch mit dem Herausgeber Roland Merk bringt der Denker und Rebell  Stéphane Hessel seine profunde Sicht der Welt und der Dinge auf den Begriff.

Was in seinen beiden Aufrufen »Empört euch!« und »Engagiert euch!« nicht vertieft werden konnte, findet in Stéphane Hessels neuem Buch endlich seinen notwendigen Unterbau: eine Grundsatzrede, eine Publikumsdiskussion und ein Gespräch Stéphane Hessels mit dem Herausgeber Roland Merk.

Da hinter Hessels Appellen ein ganzes Leben an Erfahrung, an Em- pathie und tiefem Nachdenken steht, entfalten seine Thesen ihren Reichtum am deutlichsten im Dialog mit den Adressaten. Eine Grundsatzrede und der Dialog mit seinem Publikum sind im vorlie- genden Buch zusammengeführt und erschließen sehr konkret das Denkgebäude des Stéphane Hessel: Was bedeutet Empörung, was Engagement angesichts des arabischen Frühlings, der Griechen- landkrise, der spanischen Arbeitslosigkeit und der globalen Märkte? Und vor allem: Wie kann und muss im Sinne einer Erziehung zu Mitgefühl und globaler Verantwortung gehandelt werden? In einer Zeit der Sinnsuche und des Werteverlustes findet Hessel millionenfach Gehör – ganz besonders bei der Jugend.

AUTOR Stéphane Hessel, geboren 1917, überlebte drei Konzentra- tionslager. Fortan stellte er sein Leben in den Dienst der Menschen- rechte. Er begann eine diplomatische Laufbahn. Innerhalb der UNO setzte er sich für seine Ideale ein: eine Welt ohne Atombomben, ohne KZ, ohne Imperialismus – eine Welt, in der die Menschen- rechte respektiert werden. Auch im hohen Alter ist Hessel politisch aktiv, mahnt Verantwortung und Zivilcourage an.

HERAUSGEBER Roland Merk, geb. 1966 in Luzern, Schweiz. Studium der Philosophie. Er lebt als Schriftsteller und Publizist in Basel und Paris. Im Rahmen des Russell-Tribunals zu Palästina lernte er Stéphane Hessel kennen. Zu seinem Werk gehören neben Essays das Theaterstück zum Nahostkonflikt „Die Vertreibung – Ein dokumentarisches Theaterstück zur Nakba in vier Fragmenten“ und der Gedichtband „Wind ohne Namen“, für das er die Basler Autorenförderung erhielt. Zuletzt veröffentlichte er das Buch „Arabesken der Revolution. Zornige Tage in Tunis, Kairo“.

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STÉPHANE HESSEL: An die Empörten dieser Erde! Vom Protest zum Handeln

Herausgegeben von Roland Merk
120 Seiten mit Bildteil Broschur
€ [D] 10,00 / € [A] 10,30
SFR 14,90 ISBN 978-3-351-02758-2
Erscheinungstermin: 23. Juli 2012
Aufbau Verlag Berlin

Auch als E-Book erhältlich

© Photographie: privat.

Stéphane Hessel im vorbereitenden Gespräch mit dem Herausgeber Roland Merk

Deutschsprachige Rezensionen

Habt Mitgefühl!

“An die Empörten dieser Erde!” ist ein interessantes Buch mit umfassendem Spektrum. Schön langsam verstehe ich das Konstrukt der Empörung, das Hessel zu Weltruhm verhalf, immer mehr. Roland Merk hat Stéphane Hessel in ein solch interessantes Gespräch verwickelt, dass die letzte Seite wirklich viel zu früh kommt. Von mir aus könnten die Ausführungen der beiden, die Zitaten großer Philosophen, Soziologen oder Politiker folgend, noch Dutzende Seiten lang weitergehen. (...)

Er rief uns dazu auf, uns zu empören. Setzte nach und forderte Engagement. Doch erst jetzt scheint Stéphane Hessel erkannt zu haben, dass die Menschen eine umfangreiche Anleitung benötigen. In “An die Empörten dieser Erde!” erzählt er, was eine Weltgesellschaft wie die unsere heutzutage am Nötigsten hat: nämlich Mitgefühl.

Stéphane Hessel wurde 1917 in Berlin geboren, seit 1937 ist er französischer Staatsbürger. Ab Oktober 1945 war er Vertreter Frankreichs bei den Vereinten Nationen in New York. 1948 Mitunterzeichner der Charta der Menschenrechte. Im Auftrag der UNO und dem französischen Außenministerium war er zudem als Diplomat unterwegs. Seine Streitschrift “Empört euch!” (Originaltitel: “Indignez-vous!”) wurde ein Welterfolg, seine nachfolgenden Werke “Engagiert euch!” und “Wege der Hoffnung” befassten sich ebenso mit dem Thema der Empörung.

Roland Merk, der Herausgeber dieses Werkes, wollte die Persönlichkeit Hessel von verschiedenen Punkten zeigen: Zuallererst erklärt Merk fast poetisch, was die Faszination rund um diesen 95 Jahre alten Mann ausmacht. Es liest sich anerkennend, respektvoll und beinahe schon ehrfürchtig. Schließlich setzt “An die Empörten dieser Erde!” mit der gleichnamigen “Zürcher Rede” fort, Teil 3 ist ein Transkript der im Anschluss stattgefundenen Podiumsdiskussion mit dem Journalisten André Marty und dem Schweizer Publikum. Da hier auf relativ wenigen Seiten viele Themen angeschnitten werden, ist es beruhigend, dass sich Herr Merk genug Zeit genommen hat, um im Anschluss lange Gespräche mit Herrn Hessel zu führen. Auf den darauffolgenden 60 Seiten kann er so vieles näher erläutern und hat endlich genug Platz, seine Ideen und Hoffnungen ausgiebig zu erläutern.

Im Booklewal zu “Empört euch!” war ich zum Teil etwas empört, weil Hessel seinen Lesern zwar die Botschaft gegeben hat, dass es viele Gründe zum Empören gäbe, diese aber nicht näher erläutert hat. Das hat er beim Interviewbuch “Engagiert euch!” nachgeholt. In “An die Empörten dieser Erde” nennt er zwei empörungswürdige Dinge: einerseits die Zustände in der Finanzwelt und ihre Folgen für die Menschheit, und andererseits die Zustände in der Menschheit und ihre Folgen für die Natur. Diese, wie er es nennt, Polykrise (zur Finanz-, Schulden-, Euro-, Bankenkrise kommt auch die fortlaufende Zerstörung der Natur hinzu, die uns in eine dunkle Zukunft führen wird) könne man nur gemeinsam lösen. Deshalb heißt jener letzte Teil des Buches, bei dem sich Roland Merk mit Hessel unterhält auch stimmigerweise “Habt Mitgefühl! – Auf der Schwelle zur Weltgesellschaft”.

Er betont die Wichtig- und Notwendigkeit der Vereinten Nationen, und erklärt, wie unerlässlich sie heutzutage immer noch sind. Gerade in Zeiten, wo sie immer mehr in Frage gestellt werden (das Vetorecht des Sicherheitsrates macht ihn in seiner heutigen Form vollkommen sinnlos), ist es wichtig, für Reformen, für etwas Gemeinsames, für eine Weltgesellschaft unter einer Weltorganisation wie den Vereinten Nationen zu kämpfen. Außerdem ein wichtiges und bedeutendes Thema ist Hessels Plädoyer für einen Staat Palästina. Da über Israel meist die schützende Hand der USA (und mitunter auch Deutschlands) gehalten wird, werden so von Israelis begangene Verletzungen des Menschenrechts kaum beachtet. Hessel will das ändern, engagiert sich beim Russell-Tribunal (das sich der Aufklärung dieser Verletzungen verschrieben hat) und fordert auf, dass die UN in ihrer Rolle als Weltpolizist endlich wieder agiert, wie man es von ihr erwartet.

Dominik Leitner, neuwal Politik- und Wahljournal, 29. August 2012

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"An die Empörten dieser Welt"
Neues Buch von Stéphane Hessel

Von dem mittlerweile 95-jährigen Stephane Hessel, dem - wie die "FAZ" jüngst schrieb - "Gewissen der westlichen Welt und Frankreichs Rebell der Stunde", dessen 2010 erschienenes Buch "Empört Euch" millionenfach verkauft wurde, kommt heute eine neue und im Orginal auf Deutsch entstandene Schrift in die Buchläden.

"An die Empörten dieser Welt - vom Protest zum Handeln" ist der Titel des 100 Seiten starken Bandes, der in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Essayisten und Philosophen Roland Merk entstanden ist und im Berliner Aufbauverlag erscheint - nur zwei Monate nach der deutschen Übersetzung von Stephane Hessels autobiografischem Essay, welcher den Titel trägt "Empörung - meine Bilanz". Beide Bücher sind der Versuch, die Architektur aus Prinzipien, Werten und Ethik herauszuarbeiten, die das Denken des in Berlin geborenen Franzosen geprägt haben.

Stephane Hessel betont, er sei kein Schriftsteller, immer habe man ihn aufgefordert zu schreiben. Dies gilt für seinen autobiografischen Essay "Empörung - meine Bilanz" und was das heute erscheinende Buch angeht, so handelt es sich um den Abdruck einer Rede Hessels in Zürich, um die Transkription der anschließenden Diskussion und mehrerer Gespräche, die Stephane Hessel mit dem Essayisten Roland Merk geführt hat. Ein Buch, das mit Hessels Appell endet: Verändere diese Welt, ändere Dein Leben! Beide Bücher sind eine Art Vermächtnis eines Zeugen des Jahrhunderts, nach Verdis Motto "Wenden wir uns der Vergangenheit zu, das wird ein Fortschritt sein".

"Man wird sehen, wie die Leser das empfinden", meint Hessel im Gespräch. "Ich kann nur hoffen, dass sie davon irgendwie bewegt werden, dass sie sich sagen, ja, auch ich kann lieben und bewundern, auch ich kann mich einsetzen. Da kommt dann wieder dieses sogenannte Mitgefühl heraus. Sie können durch das Lesen dieses Büchleins vielleicht empfinden, dass sie gewisse Leidenschaften mit mir teilen können."

Kampf für "De-mo-kra-tie!"
Eine Leidenschaft Stephane Hessels ist sein unerbittlicher Kampf für die Menschenrechte - als Überlebender der KZs, als einer, der Faschismus und Stalinismus gekannt hat und seinen unverbesserlichen Optimismus daraus bezieht, selbst miterlebt zu haben, wie durch lang anhaltenden Atem und Engagement Totalitarismen überwunden werden konnten. "Das einzige, wofür wir kämpfen müssen in der Politik, ist De-mo-kra-tie!", so Hessel, "und das Gefühl, die Demokratie ist immer wieder ausgesetzt, wird nicht richtig betrieben, das ist für mich wahrscheinlich, was mich immer wieder dazu gebracht hat, mich politisch einzusetzen, um zu versuchen, gerade diese Werte der Demokratie, die damals gesammelt wurden 1948 in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, das hat mich immer wieder dazu getrieben, nicht aufzugeben die Möglichkeit, ein Europa aufzubauen, was ein wirklich demokratisches Europa sein soll und sein kann."

Der denkende Mensch
Sartre und Merleau Ponty, Karl Jaspers und Hannah Ahrendt, so sagt Hessel, hätten ihn zum denkenden Menschen erzogen. Dieser denkende Mensch, der Welt- und Wutbürger Hessel ist zutiefst empört darüber, dass die globale Welt der Ökonomie und die Finanzoligarchie Prinzipien wie Gerechtigkeit, für die er im Widerstand gegen den Faschismus gekämpft hat, mit Füßen tritt. Die Asylpolitik und der Umgang mit Migranten in unseren westlichen Ländern sind ihm seit jeher ein Graus, ebenso der Umgang Israels mit den Palästinensern - eine Position, für die er, der Sohn des jüdischen Schriftstellers Franz Hessel, in Frankreich von der jüdischen Gemeinde teils sehr heftig angefeindet wurde: "Das macht mich traurig. Heute empfinde ich es als eine riesige Last auf das Gewissen aller Juden, auch der Juden der Diaspora, dass sie diesen unglücklichen Palästinensern, diesen fünf Millionen Menschen, die darunter leiden, dass sie immer wieder besetzt und kolonisiert worden sind, dass die Israelis nicht den Weg finden. Die Palästinenser gerade in Gaza so zu behandeln, wie es jetzt seit 45 Jahren der Fall ist, das ist etwas, was ich nicht akzeptieren kann."

Ein glücklicher Mensch
In beiden Büchern Hessels wird schließlich deutlich, wie wichtig für seinen Werdegang, sein Denken und sein Engagement die Poesie, die Kultur, die Begegnung mit großen Malern und Bildhauern und das Glück waren, das er bei allem Unglück, das sein Leben begleitet hat, erfahren durfte:

"Das Glück hab ich von meiner Mutter erlernt. Sie hat mir gesagt: Du musst glücklich sein, um andere glücklich zu machen. Und das ist eine Aufgabe, die man gern leistet, wenn man es kann. Ich habe das Gefühl, das Leben hat mich so wunderbar verwöhnt, ich empfinde mich als ein sehr verwöhnter Mensch."

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Hans Woller, Österreichischer Rundfunk ORF, Kultur Aktuell, Morgenjournal, 20.07. 2012

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[...] seine Thesen entfalten ihren großen Reichtum und ihre Überzeugungskraft am deutlichsten im Dialog mit den Adressaten. «

Nordkurier, 4.8.2012
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Die Verantwortung der neuen Weltgesellschaft

Stéphane Hessel: „An die Empörten dieser Erde! Vom Protest zum Handeln“

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94 Jahre alt ist der Mann, der mit seinen Schriften „Empört Euch!“ und „Engagiert Euch!“ in den letzten Jahren für Furore sorgte. In seinem neuen Buch legt der Rebell Stéphane Hessel überzeugend dar, was genau er unter den beiden Schlagworten Empörung und Engagement versteht und wieso es eine neue Weltordnung braucht, die von Mitgefühl angetrieben ist.

Das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich, der unrechte Umgang mit der Umwelt und der Terror sind die drei grossen Probleme des 21. Jahrhunderts. Es sind alles globale Probleme, die global gelöst werden müssen. In seiner „Zürcher Rede“, im Dialog mit dem Publikum und im Gespräch mit dem Herausgeber zeigt uns Stéphane Hessel den Weg zur Lösung dieser globalen Probleme. Dieser Weg besteht in Respekt und Mitgefühl; im Dialog also – genau jene Form des Miteinander-Umgehens, in der Stéphane Hessel selbst so gut ist. Im Gespräch nämlich tritt die weise Überzeugungskraft des älteren Herrn am deutlichsten zum Vorschein und seine Gedanken können sich am klarsten entfalten. So dass sich beim Lesen das erstaunliche Gefühl einstellt, man selbst sässe Stéphane Hessel gegenüber und höre ihm zu.

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Bewegungen der Empörung

Der Essay „Empört euch!“ (das „Büchlein“, wie es der ehemalige französische Widerstandskämpfer selbst nennt) traf bei seiner Erscheinung vor rund zwei Jahren einen wunden Punkt der Gesellschaft. Der Aufruf zur Empörung und anschliessend zum Engagement schien genau zum rechten Zeitpunkt zu kommen. Der 94jährige Stéphane Hessel machte vor, was es heisst, Verantwortung zu übernehmen und gerade bei der Jugend stiess dies auf Gehör. Der Arabische Frühling und die Occupy-Bewegung sind Bewegungen der Empörung, Bewegungen, in denen Verantwortung übernommen wird, und vor allem auch Bewegungen, die globale Wellen schlugen.

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Das schwierige 21. Jahrhundert

Stéphane Hessels Botschaft an die Gesellschaft lautet: „Der Mensch hat nicht nur ein Gehirn, sondern auch ein Herz bekommen, und genau dieses müssen wir stärken… Bleibt nicht dabei, empört zu sein, sondern zeigt Verantwortung. Verändert diese Welt, habt Mitgefühl, seid Bürger einer wahrhaften Weltgesellschaft!“. Keine Spur also von Resignation und Kopf in den Sand stecken – aktiv soll man den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts begegnen. Und diese sind bekanntlich zahlreich: Krise der Finanzmärkte, Jugendarbeitslosigkeit, fehlende Nachhaltigkeit im Umgang mit Umwelt und Ressourcen, ein schwieriges Verhältnis zur islamischen Welt, anhaltender Nah-Ost-Konflikt und und und…

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Erfahrung und Optimismus

Wie sich denn nun der einfache Bürger angesichts dieser grossen Probleme engagieren könne, lautete eine Frage aus dem Publikum in Zürich. Geht auf die Strasse, betätigt euch in der lokalen Politik, unterstützt NGOs und zeigt Empathie! So die Antwort des Diplomaten. Dass ein Mann, der beinahe das gesamte 20. Jahrhundert miterlebt hat und Überlebender eines KZs ist, mit einem derartigen Optimismus und Kampfesgeist in die Zukunft blickt, ist beeindruckend und macht Mut. Der erfahrene Aktivist betont, dass es seit der grossen Katastrophe des letzten Jahrhunderts, dem Zweiten Weltkrieg, durchaus einen Fortschritt gegeben habe: Die Menschenrechte seien verabschiedet worden und die Welt sei demokratischer geworden. Mit der UNO sei eine Organisation entstanden, die auf der Zusammenarbeit der Nationen gründet. Darauf müsse weiter aufgebaut werden.

Von einem naiven Weltverständnis ist Stéphane Hessel sehr weit entfernt. Mit einer durchdringenden Schärfe analysiert er die Vergehen der heutigen Politik und Wirtschaft. Er kritisiert den Umgang der israelischen Regierung mit Palästina und die Passivität der Vereinten Nationen gegenüber diesem Thema. Er verurteilt die Angstmacherei vor einer islamistischen Bedrohung sowie der fatale Umgang der Wirtschaft mit unserer Umwelt. Aber er ist es nicht müde, die Weltgesellschaft aufzufordern, zuversichtlich und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken; aufzuwachen und zu handeln, ohne den Glauben an den Menschen zu verlieren.

„Auch du!“

„An die Empörten dieser Erde! Vom Protest zum Handeln“ ist ein Buch, das man sich zu Herzen nimmt. Stéphane Hessels Worte rütteln auf und schaffen Klarheit. Nach Beenden des letzten Satzes schlägt man das Buch mit einem positiven, entschlossenen Gefühl zu. Grösste Achtung muss man vor diesem Mann haben, der mit seiner einfachen Sprache die Komplexität der gegenwärtigen Welt verständlich erklärt und jeden einzelnen Weltenbürger zum Handeln ermutigt. Viel öfter sollte man solche Bücher lesen, die einem sagen: Auf! Auch du, übernimm Verantwortung, es ist nicht zu spät, die Welt zu verändern!

Louanne Burkhardt · Nahaufnahme, August 2012

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Hessel ist ein diplomatieerfahrener Völkerrechtler, kein Wirtschaftswissenschaftler oder akademischer Politologe. Eher der weise Kopf eines von den weltbrüderlichen Gedanken eines Gandhi, Martin Buber, Martin Luther King inspirierten politischen Idealismus. Im Gespräch mit Roland Merk, dem Herausgeber des neuen Bändchens mit dem Titel „An die Empörten dieser Erde!“, bemerkt Hessel einmal: „Für mich hängt die Möglichkeit der Reform vom Gefühl, vom Mitgefühl ab. Darum sage ich auch, dass es keine Philosophie mehr gibt, sondern nur noch Anthropologie.“ Denn: „Das reine Denken innerhalb der Denkmöglichkeiten ist nicht das, was wir brauchen!“

So wendet er sich gegen eine abstrakte Selbstreferenzialität der philosophischen Logik, will Moral und praktische Vernunft gleichsam post-kantianisch zusammenspannen, der Weltgeist springt da von Hegels Gaul herab und reitet lieber bodennäher die sozialrevolutionäre Tour eines Merleau-Ponty oder Richard Rorty. Hessel ist da auch ein Geistesverwandter Jean Zieglers: Wenn in einer Welt des ungerecht verteilten Überflusses jede Stunde tausende Kinder an Hunger verenden, kann es kein richtiges Leben im falschen Sterben geben.

Hessel will mit sozialer Empathie auch das tendenziell egoistische Individuum den Genuss, ja das Glück des Altruismus lehren. Dieses humanistische Prinzip, mit leicht fasslichen, doch kaum je naiven Worten vorgebracht, entfacht bei Hessel einen tatsächlich verführerischen Sog. In „Indignez-vous!“ hatte er Jean- Paul Sartres Plädoyer für den politisch engagierten Schriftsteller und Künstler zitiert, aber merkwürdigerweise nie Sartres geistigen Kontrahenten Albert Camus: nicht dessen „Mensch in der Revolte“, nicht dessen Würde des Absurden. Nicht dessen Beschwörung des glücklich Vergeblichen im Lichte des Sisyphos und seines steinigen Scheiterns. Hier blendet Hessel eine Dimension aus, geht auch im Gespräch mit Roland Merk auf dessen kurze Erwähnung Camus’ nicht weiter ein. Wie zum Selbstschutz: Philanthropologie statt Philosophie."

Peter von Becker, Glücklicher Rebell.

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Empört Euch! Aber nicht nur. Stéphane Hessel will uns den Genuss des Altruismus lehren.

Tagesspiegel, 17. September 2012

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"Es gibt eine neues vertiefendes Buch, mit Hessels Rede in Zürich 2011 und Interviews – und ein neues Wort zur Veränderung der Welt gibt es ebenfalls: Denn zwischen „Empörung“ (über die Finanzmächte, die Ungerechtigkeiten usw.) und Engagement für die Armen muss „Mitgefühl“ stehen. (...) Mitgefühl, ein Gefühl, das revoltiert und helfen will.“

Kurier, Wien 31.07.2012

Internationale Ausgaben

«A nous de jouer! Appel aux indignés de cette Terre»

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Der Lauf der Nacht am helllichten Tag

Quelques remarques à propos du livre
par Roland Merk, co-auteur du livre

À nous de jouer! » est un message d’alerte, un appel aux indignés de cette terre pour qu’ils se réveillent, qu’ils prennent enfin conscience des problèmes mondiaux, à la fois économiques, écologiques, éthiques et intergouvernementaux. C’est un livre à plusieurs thèmes ! Évidemment, il n’est pas toujours minuit moins cinq et la crise est très grave ! C’est donc un livre à la fois mobilisateur, qui reprend les thèmes chers à Stéphane Hessel ; mais c’est aussi un livre philosophique, qui synthétise et approfondit tous ces thèmes à hauteur de la société mondiale que nous formons aujourd’hui. Le message central est : Il est bon de s’indigner et de s’engager, mais nous devons aussi fortifier notre compassion ! Ce livre est donc un élargissement de la vision politique grâce à un changement d’optique et à l’introduction de thèmes nouveaux, avant tout les notions de «dialogue», de «compassion» et d’« interdépendance» que Stéphane Hessel, dans ce livre, met en valeur contre ce qu’il appelle « la pensée jalouse », la pensée unique qui veut toujours plus et préfère le meilleur et le plus fort.

C’est aussi un message radical contre la précarisation croissante en Europe et dans le monde entier, un appel à changer les choses par un combat pacifique. Dans un monde en crise, nous devons donc renforcer non seulement l’indignation et l’engagement, mais aussi et avant tout, notre compassion. Le lien solidaire est nécessaire pour bâtir une vraie société mondiale ! Comme le disait Stéphane Hessel dans À nous de jouer ! : « Nous vivons actuellement à la charnière qui sépare l’ancien monde, qui n’a pas encore eu besoin de compassion, d’un monde nouveau, qui ne s’en sortira pas sans compassion. Compassion, solidarité, c’est ce qui transforme le monde et aussi ce qui fait avancer notre engagement.»

Ce dernier livre de Stéphane Hessel rassemble trois éléments : un discours que Stéphane Hessel a tenu à Zurich sous le titre „Appel aux indignés de cette Terre“, une longue discussion avec le public zurichois et un entretien philosophique, que j’ai eu l’honneur de mener avec lui. „À nous de jouer“ est aussi une belle démonstration des qualités rhétoriques de Stéphane Hessel, ce socrate moderne qui parlait encore aux gens. Et n’oublions pas que cette longue discussion avec le public est non seulement une figure d’utopie qui montre combien les citoyens peuvent parler des problèmes qui encourent cette Terre, mais aussi, un dernier signe de Stéphane Hessel à l’Europe et à ses démocraties à s’ouvrir, à devenir des démocraties plus directes et plus proches de ses citoyens !

Citons enfin la dernière phrase du livre : « À nous de jouer ! ». À ma dernière question, que voudriez-vous laisser comme message aux indignés de cette Terre pour poursuivre le chemin, Stéphane Hessel répondait en s’adressant directement au lecteur et en citant le grand poète allemand Rainer Maria Rilke : « Tu dois changer ta vie ! Pourquoi es-tu indigné ? Parce que tu n’as pas encore changé ta vie ! » Nous n’avons pas le choix, si nous ne changeons pas notre mode de vie, nous allons, comme le soulignait Stéphane Hessel à plusieurs reprises, « droit dans le mur ! ». Notre tâche est dure, travaillons ensemble avec compassion !

Roland Merk, co-auteur de Stéphane Hessel „À nous de jouer ! Appel aux indignés de cette Terre“, édition Autrement, Paris 2013.

Propos de l'éditeur
À l’heure où la pauvreté se banalise, Stéphane Hessel nous invite à bâtir une authentique «société mondiale» reposant sur des institutions évoluées, légitimes et compétentes à l’échelle de la planète. Quelles sont les conditions de sa réalisation ? Avant toute chose, une prise de conscience, qui implique responsabilité et compassion. Pour devenir les citoyens d’une société pacifique et respectueuse des droits de l’homme, profitons de l’opportunité : en France, la gauche dispose désormais de tant de pouvoirs ! À nous de nous battre pour une Europe sociale, pour un monde social. Osons encore nous attaquer aux grands rêves de l’humanité!

Entretien avec Stéphane Hessel mené par Roland Merk.

La collection HAUT ET FORT accueille des voix indépendantes, singulières, engagées. Par son expérience et ses choix, chaque auteur incarne un combat à la fois personnel et politique.

Traduit de l’allemand par Nathalie Huet.

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STÉPHANE HESSEL:
ISBN : 978-2-7467-3427-2 Conception graphique :
Kamy Pakdel. Imprimé et broché en Italie – 12 euros  
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